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... Gäbe es zwei sich widersprechende Wahrheiten, so wäre dies ein Widerspruch in sich [...].
Auch wenn der Mensch sich zeitlebens kein abschliessendes Bild von der universellen Wahrheit machen kann, so hat er dennoch die Möglichkeit sich dieser zu nähern.
Man könnte die Wahrheit mit einem Licht vergleichen, das von seinem Zentrum in alle Richtungen ausstrahlt.
Überall wo das Licht auftrifft können wir es auf unterschiedlichste Weise erkennen.
Alle diese Lichtreflexe haben ihren Ursprung letztlich in dem einen Licht.
So haben auch alle Teilwahrheiten oder deren Ansammlungen nur eine Quelle. Fehlt dem Menschen diese Erkenntnis, so ist er versucht aus einzelnen Lichtreflexen bzw. Teilwahrheiten ein Weltbild nach seinem eigenen Gusto zu kreieren. Solche Weltbilder bergen die Gefahr, dass man sich den Lichtreflexen zuwendet, anstatt der Lichtquelle, gleich einem Besucher eines Spiegellabyrinths, der ständig mit dem Spiegel kollidiert, da er fortwährend glaubte den richtigen Weg gefunden zu haben. Diese von der Lichtquelle abgewandte Sichtweise, führt zu einer Vergötterung des Geschöpfs, der Menschen wird zum Zentrum und Massstab aller Dinge – eine Wahrheit zum anfassen. Wenn sich das Weltgeschehen und unser Denken um den Menschen zu drehen beginnt anstatt um Gott, dem eigentlichen Zentrum und Sitz der Wahrheit, so ist verständlich, dass Wahrheit für viele zu einem relativen, sich wandelnden Begriff wird.
Schliessen solche Mini-Galaxien menschlichen Denkens einen Gott oder Gottesbegriff mit ein, so beginnt sich selbst Gott scheinbar um den Menschen zu drehen. Der Mensch gibt sich der Vorstellung hin, religiös oder gar gläubig zu sein.
Von einer wahren Religion kann man aber erst dann sprechen, wenn sie mit Sicherheit um Gott, dem Zentrum, kreist. Da dies Menschen von sich aus, auf Grund ihrer Unzulänglichkeit, nicht zweifelsfrei schaffen, muss eine wahre Religion von Gott gestiftet werden. So wie Naturgesetzte wahr und gültig sind, unabhängig davon, ob Menschen sie als wahr oder unwahr bezeichnen.
D.h. eine Sache wird nicht unwahr, nur weil wir sie nicht oder noch nicht erkennen können. Wir müssen uns von einer Wissenschaft trennen, die nur das für richtig hält was sie gerade erkennen kann.
Um sich der universellen Wahrheit nähern zu können, braucht es nicht nur Wissen sondern auch Vertrauen und Glauben. Glauben, dass es noch Höheres gibt als das was ich begreifen kann. Aber auch vertrauen auf Menschen die uns glaubwürdig erscheinen. [...]
Wie kann ich die Wahrheit erkennen? [...].
Wie drückt sie sich aus? [...].
Jean Jordan
[3.15 Auszug] ... Die katholische Kirche sagt von sich, sie besitze die volle Wahrheit.
Dies kann sie von sich nur sagen, wenn sie etwas von Gott Gestiftetes verwaltet und weitergibt oder wenn sie von Gott als Kirche gestiftet wurde.
Wie verhält es sich dann mit den anderen Religionen, die das selbe von sich sagen? [...]
Angenommen Gott hätte verschiedene Religionen gestiftet, so dürften sie sich zumindest in den wesentlichen Punkten nicht widersprechen. Wenn aber die eine Religion zu einem dreifaltigen Gott, eine andere zu einem nicht dreifaltigen Gott betet oder die einen in Christus den Messias und Welterlöser sehen und andere diesen erst noch erwarten, kann nicht alles gleichzeitig wahr sein.
Wenn Christus von sich sagt: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich." (Joh 14, 6), so kann diese Aussage nur wahr oder unwahr sein. Ist die Aussage falsch, ist das Christentum seit ihren Anfängen auf Abwegen, ist die Aussage wahr, hat das grundlegende Konsequenzen. [...]
Jean Jordan
[3.10 Auszug] ... Wie bereits erwähnt, sind die Naturgesetze mit Sicherheit wahr, sonst hätten sie keinen Fortbestand. Da Geist und Materie das selbe sind, wenn auch in anderer Gestalt, kann folgender Vergleich angestellt werden:
So wie im natürlichen Bereich das Licht und das Gleichgewicht zu den wichtigsten Faktoren zählen, um den Fortbestand des Lebens zu garantieren, so sind dies im geistigen Bereich die Liebe und die Gerechtigkeit (Licht = Liebe / Gleichgewicht = Gerechtigkeit).
Den Begriff und die Anwendung von Gerechtigkeit finden sich in allen Religionen (selbst dann wenn das Unrecht zum Recht erhoben wird).
Wo es sich lohnt etwas genauer hinzuschauen, das ist die Liebe, als lebensbejahende Kraft im Gegensatz zum Hass. Im Evangelium wird Gott als die Liebe bezeichnet.
Misst man die Lehren der Weltreligionen am Massstab der Liebe, so stellt man grosse Unterschiede fest. Offensichtlich tritt hier die christliche Botschaft in besonderer Weise hervor. Aussagen wie: "Liebet eure Feinde, segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen" (Matth 5, 44) sind kaum zu übertreffen – oder – "Niemand hat eine grössere Liebe, als wer sein Leben hingibt für seinen Nächsten." (Joh 15,13). Christus selbst stirbt freiwillig am Kreuz für die Menschen, um sie von ihrer eigenen Schuld zu erlösen. Als lebendiges Beispiel der Nachvolge kann hier Maximilian Kolbe erwähnt werden, der während des 2. Weltkriegs im KZ freiwillig in den Hungerbunker ging, um dadurch das Leben eines Mitgefangenen, eines Familienvaters, zu retten. 1)
,,Wir haben die Liebe erkannt, die Gott zu uns hat, und ihr geglaubt. Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm." (Joh 4, 16)
Wir haben der Liebe geglaubt: So kann der Christ den Grundentscheid seines Lebens ausdrücken. (vgl. Enzyklika DEUS CARITAS EST von Papst Benedikt XVI.) [...]
Jean Jordan |
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[3.36 Auszug] ... Wenn von Vertrauen die Rede ist, so schliesst dies unweigerlich ein freier Entscheid mit ein. Vertrauen, wie auch Liebe können nicht gewaltsam erzwungen werden. Doch weiss man auch aus Erfahrung, dass bereits das Aussprechen einer Wahrheit unter umständen Wiederspruch hervorruft und Personen in ihren Gefühlen verletzen kann, dass Wahrheit als intolerant wargenommen wird und deren Vertreter schnell als Fanatiker gelten. Es stellt sich die Frage, übt jemand unzulässig psychologische Gewalt aus, wenn er mit grosser Überzeugungskraft Wahrheiten vorträgt? Ist es nicht immer wieder die Wahrheit, vor welcher viele Menschen Angst haben? Angst, weil es unter Umständen das eigene Lebensmodell durchkreuzen könnte? [...]
Jean Jordan
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Anmerkung
1) Im Dezember 1939 wurde Pater Maximilian Kolbe mit vierzig Ordensbrüdern von der Gestapo verhaftet, aber bald wieder auf freien Fuss gesetzt. Am 14. Februar 1941 wurde er erneut festgenommen; ein Hauptgrund war, dass er in Niepokalanów 2300 Juden und dazu noch anderen polnischen und ukrainischen, griechisch-katholischen Flüchtlingen Zuflucht gewährte. Er wurde in das Warschauer Zentralgefängnis Pawiak gebracht und im Mai desselben Jahres in das Konzentrationslager Auschwitz verlegt, wo er weiter als Priester und Seelsorger wirkte. Am 29. Juli 1941 wurden Männer als Vergeltungsmaßnahme für die nur vermutete Flucht eines anderen Häftlings (dessen Leiche später gefunden wurde) zur Ermordung aussortiert. Als einer der Männer, Franciszek Gajowniczek, in lautes Wehklagen um sich und seine Familie ausbrach, bat Pater Kolbe den Kommandanten Karl Fritzsch darum, den Platz von Gajowniczek (der eine Frau und zwei Söhne hatte) einnehmen zu dürfen, und wurde am 31. Juli 1941 in den berüchtigten „Hungerbunker“ gesperrt. Dort betete er mit seinen Leidensgenossen und tröstete sie. Am 14. August wurden Pater Kolbe und drei andere Verurteilte, die noch nicht verhungert waren, durch Phenolspritzen umgebracht und im Krematorium verbrannt. Franciszek Gajowniczek überlebte das KZ, er starb 1995.
(Hl. Maximilian Kolbe) |
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